Beinahe jedes mal, wenn ich das Thema Japanisch anschneide und erzähle, dass ich eben diese Sprache lerne, werde ich direkt gefragt, ob es denn nicht schwer ist diese „zehntausenden“ Zeichen zu lernen. Nun, da ich ein böser Mensch bin, stelle ich liebend gerne folgende Gegenfrage: „Wieso Zehntausende?“
Häufig stellt dann schnell heraus, dass die meisten mal etwas von Chinesisch – genauer wäre Mandarin, Kantonesisch o.ä. , vereinfacht nutze ich „Chinesisch“ – gehört haben, da eben jenes genau dieses „Problem“ beherbergt bzw. beherbergen soll.
Doch wie man das so kennt, wird gerne übertrieben und dramatisiert. So braucht man im Chinesischen nur ca. 2000 Zeichen zu lernen um 98% der Zeichen im täglichen Gebrauch lesen und verstehen zu können. Mit ca. 3500 kann man übrigens ca. 99,5% von moderner Literatur entziffern, wobei sich der Rest meist aus dem Kontext ergibt oder im schlimmsten Fall nachgeschlagen werden kann. So zumindest die Theorie, in der Praxis gehört natürlich noch etwas mehr dazu, als nur stumpf einzelne Zeichen zu verstehen.
Damit ihr euch vorstellen könnt, wie es ist, wenn man nur 98% aller Worte/Zeichen versteht, hab ich euch mal den vorherigen Absatz vorbereitet und ein Wort herausgenommen:
Doch wie man das so kennt, wird gerne übertrieben und dramatisiert. So braucht man im Chinesischen nur ca. 2000 Zeichen zu lernen um 98% der Zeichen im täglichen Gebrauch lesen und verstehen zu können. Mit ca. 3500 kann man übrigens ca. 99,5% von moderner ??? entziffern, wobei sich der Rest meist aus dem Kontext ergibt oder im schlimmsten Fall nachgeschlagen werden kann. So zumindest die Theorie, in der Praxis gehört natürlich noch etwas mehr dazu, als nur stumpf einzelne Zeichen zu verstehen.
So könnt ihr dem Text vielleicht nicht entnehmen, dass es sich um das Wort Literatur handelt, aber das ist auch nicht zwingend notwendig, da man die Aussage des Absatzes auch ohne diese Information versteht. Ihr seht also: Es ist halb so schlimm nicht alles zu können!
Gehen wir einfach mal vom schwersten zum leichtesten durch!
Kanji [漢字 ]
Die ersten Fragen sich wahrscheinlich langsam, warum ich hier über chinesische Schriftzeichen rede, wo es doch um Japanisch gehen soll?! Doch aufgrund der Geschichte Japans spielt die chinesische Schrift eine wichtige Rolle im Japanischen. Eine so wichtige Rolle, dass Chinesen grob Japanisch lesen können und umgekehrt. Die Betonung liegt dabei auf „lesen“, denn die gesprochene Sprache unterscheidet sich grundlegend. Man geht davon aus, dass die chinesische Schrift zusammen mit buddhistischen Mönchen spätestens im 5. Jahrhundert über Korea nach Japan kam, jedoch gab es natürlich wie im Deutschen zahlreiche Reformen, sodass heutzutage in Schulen 2136 Kanji gelehrt werden. Diese 2136 sogenannten Jōyō-Kanji werden übrigens auch benötigt, um die höchste Stufe beim JLPT zu erreichen. Damit ist man dann in der Lage eine gewöhnliche Tageszeitung zu lesen, für Bücher, Fachtexte und anderes mit höherem Niveau darf es dann aber gerne noch etwas mehr sein. Auch einige in Namen verwendete Kanji fehlen z.B. ebenso in der Jōyō-Kanji-Liste.
Zusammenfassend kann man also kaum sagen, wie viele Kanji man lernen muss. Vieles kommt wohl auch einfach mit der Lebenserfahrung. Das kann man sich so vorstellen, wie das Aneignen von Allgemeinwissen.
Über 2000 Kanji klingen natürlich erstmal happig. Ist es auch, wenn man es mit unseren lustigen und einfachen 30 Zeichen vergleicht, die die Japaner übrigens auch drauf haben. Es gibt jedoch eine sehr praktische Gegebenheit, die das Lernen dieser Zeichen drastisch vereinfacht: Die Radikale! Die meisten (alle?) Kanji kann man quasi aus „kleinen Kanji“, den sogenannten Radikalen, zusammensetzen, wodurch man sich Eselsbrücken und logische Zusammenhänge merken kann. Die meisten Wörterbücher geben 214 verschiedene Radikale an. Klingt doch schon angenehmer oder? Leider gilt das mit den logischen Zusammenhängen und Eselsbrücken leider nur für die Bedeutung nicht zwangsläufig für die Aussprache. Zumal Kanji je nach Kombination oder Einsatzort verschiedene Lesungen haben, welche man aus dem Kontext erschließen muss. >_<
Katakana [片仮名 ]
Die Katakana wurden Anfang des 9. Jahrhunderts entwickelt, um die Aussprache von Zeichen in „Kanbun-Texten“ zu markieren, also für Japaner leicht lesbar zu machen. Die Ironie an der Geschichte ist, dass sich die Zeichen verändert und vereinfacht haben, ihr Zweck jedoch kaum. So werden u.a. englische, deutsche, niederländische, portugiesische und französische Begrifflichkeiten in Katakana dargestellt, um sie zum einen „leicht“ lesbar zu machen und zum anderen um sie von japanischen Wörtern abzuheben. Besonders in unserer modernen Zeit, in der ein neuer Begriff nach dem Anderen aus dem Boden sprießt und seine Wurzeln in der globalisierten Welt verankert, sieht man immer mehr Katakana auf den Leuchtreklamen der Städte.
Ich persönlich halte Katakana für etwas schwerer zu erlernen als die Hiragana, da sie im gewöhnlichen Lernprozess nur relativ selten auftauchen und einige sehr ähnliche Zeichen beinhalten. Das wohl größte Problem stellen die folgenden Zeichen für die meisten dar:
- no [ノ]
- so [ソ]
- n [ン]
- shi [シ]
- tsu [ツ]
Untenstehend einmal die sogenannte 50-Laute-Tafel mit den Katakana (Nicht verwirren lassen, es sind nur 48, jedoch werden wi [ヰ] und we [ヱ] nicht mehr genutzt, also sind es eig. nur noch 46 Zeichen)
Dabei ist anzumerken, dass dies nur die Grundzeichen sind, aus denen man viele weitere Laut-Kombinationen basteln kann. Z.B. wird aus ki [キ] und einem kleinen yu [ユ] ein kyu [キュ]. Solche Kombinationen erkennt man jedoch sehr leicht, da das zweite Katakana kleiner geschrieben wird. Achtung: Ein kleines tsu [ッ] veroppelt den Konsonant des nächsten Katakanas (langsam, nicht schnell ausprechen). Außerdem sollten die Besonderheiten, die durch dakuten ( ゛ ) und handakuten ( ゜) zustande kommen nicht unerwähnt bleiben.
- Durch Dakuten werden stimmlose Konsonanten zu stimmhaften Konsonanten durch hinzufügen eines „Gänsefüßchens“ ( ゛ )
- k → g
- t → d Ausnahmen: chi [チ] → ji [ヂ] | tsu ツ → zu [ヅ]
- s → z Ausnahme: shi [シ] → ji [ジ]
- h → b (Auch das fu [フ] wird regulär zu einem bu [ブ])
- Handakuten werden „nur“ dafür verwendet, um die Konsonanten aus der H-Reihe zu einem P zu verwandeln, indem man ein Kreis/Kringel anfügt ( ゜→ vergrößert: ° , vergleichbar mit dem Grad-Zeichen, wie z.B. bei °C)
- ha [ハ] → pa [パ]
- hi [ヒ] → pi [ピ]
- hu [フ] → pu [プ]
- he [ヘ] → pe [ペ]
- ho [ホ] → po [ポ]
Wenn man bedenkt, dass die Katakana zum lesen von ausländischen Wörtern dient, sollte auch dem Letzten klar werden, warum es unsere fernöstlichen Freunde es auch nicht grade leicht mit westlichen Sprachen haben. In einer Sprache nur ausgewählte Silben, bzw. Moren zu verwenden hat ungefähr so viele Nachteile wie Vorteile. Der extremste Vorteil ist natürlich, dass das Erlernen der Aussprache sehr einfach ist (besonders für uns Deutsche *yuhu* \ °_°/), ein Nachteil ist jedoch, dass Japaner ggf. mit etwas … merkwürdigen Transkriptionen zu kämpfen haben. Hier mal ein schönes Beispiel:
- furontogarasu [フロントガラス], abgeleitet von „Front Glass“, der Windschutzscheibe
- Damit das etwas mehr Sinn ergibt nehmen wir uns mal die für uns leicht lesbare Version: „furontogarasu „
- Und streichen die verschluckten Vokale: f
urontogarasu - Und setzen ein Leerzeichen dazwischen (Es werden übrigens keine Leerzeichen zwischen Worten im Japanischen genutzt): fronto gras
- Ob nun ein r (Front) oder ein l (Glass) gemeint ist spielt im Japanischen keine Rolle. Das R wird sowieso nicht als herkömmliches R ausgesprochen, sondern eher wie ein L, welches zu einem D wird … schwer zu beschreiben und gehört auch nicht hier her xD
- Das O zwischen „Front“ und „Gras“ wird meist leicht mitgesprochen, zumindest hör ich sowas immer wieder heraus. Das liegt wohl daran, dass sich die Japaner schwer tun Konsonanten am Ende des Wortes stehen zu lassen, wobei Worte die auf „-u“ Enden die Ausnahme bilden.
In den Augen eines westlichen Bürgers, der es gewohnt ist mit den 26 Buchstaben des Alphabets zu hantieren sieht darin nicht weiter, als eine Verunglimpfung von Wörtern, aber Muttersprache ist Muttersprache und diese besteht nun mal aus der „50-Laute-Tafel“.
Hiragana [平仮名 ]
Die Hiragana sind das runde Ebenbild der Katakana und an dem „weichen“ Aussehen nach nur kurzer Übung zu identifizieren. Dadurch, dass sie Hauptsächlich für die Grammatik benötigt werden, sind sie eigentlich dauerhaft in der Anwendung. Partikel und Endungen von Verben werden ausschließlich mit Hiragana dargestellt, aber z.B. auch Höflichkeits-Endungen (z.B. -san [- さん] ) werden in Hiragana wieder gegeben.
Untenstehend findet ihr wieder die „50-Laute-Tafel“ (Wieder nur 48 Zeichen, wovon wi [ゐ] und we [ゑ] nicht mehr genutzt werden, also 46 Zeichen)
Die Hiragana sind ansonsten wie die Katakana zu verwenden. Dakuten ( ゛ ) und handakuten ( ゜) sind genauso wie bei den Katakana einzusetzen und die grundlegenden Zeichenkombinationen sind möglich, jedoch bei weitem nicht zu notwendig wie bei den Katakana.
Die zweite wichtige Aufgabe der Hiragana sind die sogenannten Furigana [
Rōmaji [ローマ字 ]
Wie die Katakana in der Überschrift schon andeuten kommt das Wort eher aus unseren Breitengraden. Man kann es mit „römische/lateinische Zeichen“ übersetzen. Soll heißen: es handelt sich einfach um das lateinische Alphabet, wie wir es kennen … naja fast. Es gibt eine kleine Ergänzung, die zur besseren Lesbarkeit beitragen soll. Demnach werden lange Vokale (z.B. ou → „langes o“ oder aa → „langes a“) mit einem Querstrich darüber dargestellt: ō, ē, ū, ī, ā.
Das wohl geläufigste Rōmaji-Wort dürfte Tōkyō [